G o e t h e - M e m o r a b i l i e n II
Goethe (und Goethes Werke) im Denken und im GeDicht von Mascha K a l é k o
Mascha Kaléko:
Ansprache eines Bücherwurms
Der
Kakerlak nährt sich vom Mist,
Die
Motte frisst gern Tücher,
Ja
selbst der Wurm ist, was er isst.
Und
ich, ich fresse Bücher…
Ob
Prosa oder Poesie,
Ob
Mord – ob Heldentaten -
Ich
schmause und genieße sie
Wie
einen Gänsebraten.
Ich
bin ein sehr belesener Herr,
Nicht
wie die andern Viecher!
Dass
Bücher bilden, wisst auch ihr,
Und
ich – ich fresse Bücher.
Die
Nahrung, sie behagt mir wohl,
Verleiht
mir Grips und Stärke.
Was
andern Wurst mit Sauerkohl,
Das
sind mir Goethes Werke.
Ich
fraß mich durch die Literatur
So
mancher Bibliotheken;
Doch
warn das meiste, glaubt es nur,
Bloß
elende Scharteken.
Das
Bücherfressen macht gescheit.
So
denken sich ́s die
Schlauen.
Doch
wer zu viel frisst, hat nicht Zeit,
Es
richtig zu verdauen.
Drum
lest mit Maß, doch lest genug,
Dann
wird’s euch wohl ergehen.
Bloß
Bücher fressen macht nicht klug!
Man
muss sie auch verstehen.
*
Der Text stammt aus dem von der Autorin zuletzt geplanten Kinderbuch „Die Tante aus
Amerika“ (entstanden 1966).
Zitiert aus: Mascha Kaléko: Sämtliche Werke und Briefe. Bd. I. Werke. München 2012. S. 563f.
Zu Leben und erk, pardon: W e r k der Dichterin Mascha Kaléko:
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